Ist das „After-Sex-Handy“ die neue „Zigarette danach“?

Verschwitzt liegt der Mann, den ich vor zwei Stunden in einer Bar aufgerissen habe, neben mir. Sein Ficksaft klebt auf meinem Bauch, läuft in meinen Nabel. Ich tauche einen Finger in die kleine Vertiefung und ziehe weiße Linien, die wie Sonnenstrahlen meinen Bauchnabel umgeben. Kreative Sperma-Spiele eben. Er atmet tief. Ich drehe mich zur Seite, zu ihm, so nah es geht, presse mich an seinen Rücken, grinse zufrieden und würde am liebsten der ganzen Welt zurufen, wie glücklich ich jetzt, in diesem Moment, bin, und wie geil dieser Fick mit dem schönen Unbekannten war.

Da bewegt er sich. Greift unter das Bett und – holt sein Smartphone hervor.

Ich sehe ihn an. „Im Ernst?“

Er bemerkt meinen bösen Blick, lächelt mich an und sagt „Kurz Facebook checken, okay?“

Wie bitte? Mit einem Mal ist die wundervolle Atmosphäre dahin, die mich noch vor wenigen Sekunden eingehüllt hat wie eine weiche, kuschelige, nach seinem Parfum duftende After-Sex-Wolke. Ich bin wütend, ziehe mir die Bettdecke unters Kinn und schmolle. Wie kann er jetzt in diesem Moment an Facebook denken? So ein unsensibler Affe!

Kommt euch die Situation bekannt vor? Kein Wunder. Laut einer Studie der Firma Lookout, einem Hersteller für Sicherheits-Anwendungen für mobile Geräte, haben Handys längst die Zigarette danach abgelöst. Den Zauber danach sowieso.

Laut der Studie, bei der 2.097 US-Bürger zu ihrem Smartphone-Verhalten befragt wurden, werfen 58 Prozent mindestens einmal pro Stunde einen Blick auf das Display ihres Mobiltelefons. Ob man gewissenhaft die Mailbox überprüft oder sich schnell über Uhrzeit und Datum vergewissert – Hauptsache, das informative Kommunikationsgerät ist greifbar. 39 Prozent gaben dabei an, ihre Smartphones mit auf die Toilette zu nehmen, und 30 Prozent können selbst während des Essens nicht die Finger vom mobilen Telefon lassen.

Ergebnisse, die sich problemlos auf das Handy-Verhalten der Europäer beziehen lassen. Und die erschreckend bis amüsant, jedoch nicht verwerflich sind.

Problematisch wird die innige Beziehung zum Smartphone erst im Bett. 20 Prozent – und somit jeder fünfte Proband – greifen gleich nach dem Sex zum Handy. Nichts da mit Kuscheln, Nachspiel oder dem spontanen Einleiten einer neuen Fickrunde. Hallo virtuelle Welt, tschüss Intimität.

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Anstatt nach dem Sex gleich aufs Handy zu gucken, sollten wir lieber direkt weitermachen. Mit einer geilen heißen After-Sex-Dusche zum Beispiel!

Zurück in das fremde Schlafzimmer, zurück zu dem Mann, dem ich gerade noch liebevoll den Schwanz geblasen habe und der nun nichts Besseres zu tun hat, als auf seinem Mobiltelefon herumzutippen, anstatt an mir herumzufummeln.

Noch immer hält er sein Smartphone in der Hand. Er hat sich bei Facebook eingeloggt, kommentiert grinsend den Status eines Freundes, liest seine Mails. Ich beobachte ihn.
„Willst du vielleicht ein Foto von meiner Muschi machen und es posten?“, zische ich ihm beleidigt zu.

„Was hast du gesagt?“, fragt er geistesabwesend.

„Vergiss es, du Affe.“

Dann ziehe ich mich an und verlasse ohne ein Wort seine Wohnung. Kann er nicht einmal die Hände von diesem Mistding lassen? Draußen vor der Tür greife ich in meine Jackentasche, krame mein Handy hervor und rufe meine beste Freundin an. Das muss ich ihr unbedingt erzählen!

Oops!