Online-Dating: Wie schreibt MANN eine gute, erste Flirtmail?

Ich gestehe: Ich liebe Online-Dating. Na gut, von den klassischen Dating-Websites bin ich inzwischen abgekommen, die erscheinen mir im Zeitalter moderner Flirt-Apps wie Tinder, Whiplr oder LOVOO einfach überholt. Aktuell treibe ich mich gerne bei LOVOO herum, das mir schon so manches aufregende Date beschert hat. Doch vor dem ersten Date kommt bekanntlich die erste Kontaktaufnahme in Form einer Mail. Und hier, meine Lieben, haben vor allem die Männer bitter Nachhilfe nötig.

Werfen wir mal einen Blick in meine LOVOO Mailbox. Zehn neue Nachrichten warten auf mich, wie ich nicht ohne Stolz feststelle, als ich mich an diesem Vormittag einlogge. Gleich die ersten beiden Mails, die ich öffne, enthalten eine Bitte, die sich sinngemäß so liest: „Lass mich dir dienen, Herrin.“

Aufmerksam lese ich beide Mails durch. Der eine will, dass ich ihm ganz schlimm weh tu. Nein, danach ist mir nicht so. Der andere möchte mich nach Strich und Faden bedienen. Meine Wohnung putzen, für mich einkaufen, meine mobile Sitzgelegenheit spielen, wenn ich erschöpft bin und gerade kein Sessel in Sichtweite ist, meine Haare kämmen… Mensch, wir sind doch hier nicht bei der Sklavenzentrale, sondern auf einer Flirtseite für Normalos! Ich überlege dennoch einen Moment lang, ihm zu antworten. Denn ich ziehe bald um und habe noch niemanden, der meine Möbel in den vierten Stock trägt. Ich verschiebe meine Antwort auf später und widme mich den übrigen Mails.

„Na?“, schreibt einer. Nichts mehr, nur „Na?“.

Liebe Männer, was denkt ihr euch dabei, einer Frau „Na?“ zu schreiben? Was soll frau denn darauf antworten? „Na?“ ist in etwa so aufregend wie ein Pickel am Knie. Dann doch lieber „Hallo“. Ist zwar nicht minder unoriginell, aber darauf lässt sich wenigstens eine Konversation aufbauen!

Womit wir direkt beim nächsten Geht-nicht wären. Wer die Kontaktaufnahme mit „Huhu!“ oder „Kuckuck!“ beginnt, hat gleich verloren. Was glaubt ihr denn, was wir bei Tinder, LOVOO und Co. suchen? Eine neue beste Freundin? Einen Schmusekumpel? Ganz sicher nicht. Wir suchen einen MANN. Und Männer begrüßen Frauen nicht mit „Huhu!“ „Huhus“ machen uns Angst und rauben uns die Achtung vor euch.

Auch ein übler Einstieg: „Hey Traumfrau.“

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Kein Geschleime, Männer! Verkneift es euch! Woher wollt ihr wissen, dass wir tatsächlich Traumfrauenpotential haben? Weil unsere Brüste auf dem Profilbild so keck aus der Bluse blitzen? Außerdem ist das schrecklich unpersönlich. Ebenso fürchterlich sind „Prinzessin“, „Bella“, „Schönheit“. Kotz. Oder Standard-08/15-Komplimente über unsere „wunderschönen Augen“ oder unsere „Model-Mähne“ oder unsere „Knutschlippen“. Wenn ihr euch ohne Komplimente nicht wohl fühlt, dann beachtet die Details. Frauen mögen es, wenn Männer hinter das Offensichtliche sehen und die Besonderheiten entdecken. Den kleinen Punkt, den das Piercing über ihrer Oberlippe hinterlassen hat, die charmante Zahnlücke oder die atemberaubende Wespentaille. Wenn die Chemie stimmt, dürft ihr auch gern forscher sein. Ein anerkennendes „Geiler Arsch!“ hat noch jedes Eis gebrochen.

Vermeidet alles, was nach vorgefertigter Standard-Mail klingt. „Hallo du, deine Bilder gefallen mir, freue mich über eine Antwort!“ – einen solch beliebigen Kram könnte ER doch jeder geschrieben haben. Daran ist nichts Individuelles, das mir zeigt, dass es dem Schreiber der Mail um mich geht. Lest euch das Profil der Dame, die euch interessiert, durch und versucht, einen Anknüpfungspunkt zu finden. Wenn sie schreibt, dass sie auf Filme mit Robert DeNiro steht, versucht es mit einem coolen Film-Zitat. Oder fragt, welcher ihr Lieblingsfilm sei. Das alles in einem charmanten, nicht zu frechen Ton.

Kommen wir zum letzten Punkt, der eng mit dem vorhergegangenen verknüpft ist. Seid respektvoll und höflich, aber bitte nicht unterwürfig. Es sei denn, wir befinden uns tatsächlich auf Sklavenzentrale.de, und ihr sucht – so wie meine beiden Spezis vom Beginn dieses Textes – eine neue Domina. Angemessen sollte euer Ton sein, aber nicht zu viel des Guten bitte. Wir sind weder euer Vorgesetzter, noch eure Mami, noch beim Bund. Sagt uns, wie toll ihr uns findet, aber übertreibt es nicht mit Nettigkeiten. Ein winselndes Häuflein Elend will niemand.

Es sei denn, es schleppt meine Möbel in den vierten Stock.

Und deshalb antworte ich jetzt meinem Umzugssklaven in spe. Auf bald.