Ex-Pornstar Bree Olson: „Respektiert Sex-Worker“

Dass das Leben und Überleben in der Pornobranche kein Wunschkonzert, sondern ein Knochenjob ist, der den Darstellern und Sex-Workern alles abverlangt, machen die sich derzeit häufenden Todesfälle von Porno-Darstellerinnen wie August Ames, Yuri Luv und Olivia Lua leider nur zu deutlich. Vor allem die Darstellerinnen haben es schwer, die Frauen, die uns Wichsvorlage, Sexgöttin und Freundin zugleich sein sollten, gelten sie doch als „Schlampen“, als dumm und haben allein von Berufswegen her jedem Mann zu Diensten zu sein.  So erging und ergeht es auch Bree Olson.

Bree Olson? War die nicht und hat die nicht mal…? Richtig, Bree Olson war die Gespielin von Charlie Parker, pardon, „Two and a half men“-Star Charlie Sheen. Vor allem aber war Bree Olson Pornodarstellerin. Mit 19 startete Bree in der Sexfilmindustrie durch, mit 25 hängte sie den Job an den Nagel. In einer Folge des Filmprojekts „Real Women Real Stories“ erzählt sie, wie sich ihre Karriere auf ihr Leben nach dem Porno ausgewirkt hat.

„Wenn ich aus dem Haus gehe, fühlt es sich an, als wäre das Wort ,Schlampe’ auf meine Stirn geschrieben“, erzählt Bree Olson zu Beginn des Clips. Deshalb verlasse sie oft wochenlang nicht ihre Wohnung, aus Angst vor den Reaktionen der Leute. „Die Menschen behandeln mich wie eine Pädophile, nicht wie eine Ex-Sex-Workerin, als würde ich, meine Anwesenheit, das Wohl ihrer Kinder gefährden.“ Als eine Stimme aus dem Off sie fragt, wie sie denn behandelt werden möchte, was sie sich von ihren Mitmenschen wünsche, bricht Bree Olson in Tränen aus. Sie wolle wie eine einfache junge Frau behandelt werden, „wie eine verheiratete Krankenschwester und Mutter von zweieinhalb Kindern, ganz normal eben.“

Sie habe sich bewusst aus dem Pornogeschäft zurückgezogen, so Olson, und das, obwohl sie zwischen 30.000 and 60.000 Dollar pro Monat verdient habe. „Würde ich jetzt zurück gehen, könnte ich 20.000 Dollar in einer Woche verdienen“, sagt sie und auch, dass sie das niemals tun würde. Stattdessen habe sie eine Nachricht an alle jungen Mädchen: „Werdet keine Pornodarstellerinnen. Ich verstehe, dass ihr eure Sexualität ausleben und umarmen möchtet, dass ihr euch denkt, ,Scheiß auf die Typen, ich mache mit meinem Körper, was ich will’, aber ihr habt ein beschissenes Leben mit vielen Entbehrungen vor euch. Ihr werdet vielleicht nie wieder mit Kindern oder im medizinischen Bereich arbeiten können, wenn ihr einmal als Pornodarsteller gebrandmarkt seid.“

Olson hält einen Moment lange inne, bevor sie sagt, dass nicht die Pornografie per se schlecht für die Mädchen sei, sondern die Konsequenzen, die das Leben in der Sexfilmbranche nach sich ziehe, vor allem das Verhalten der anderen Leute.

„Es ist an der Zeit, dass die Menschen lernen, Sex-Worker zu respektieren. Und Frauen, ganz allgemein.“

Fotos (2): Screenshots aus dem Clip „Bree Olson: Her Untold Story“

Damit endet der kurze Clip. Keine weltbewegende Message, wenn ihr mich fragt. Ich würde Bree Olson gerne in den Arm nehmen und ihr sagen, dass sie eine wunderbare, junge Frau ist und jedes Recht der Welt hat, genau das zu tun, wonach ihr der Sinn steht, ob sie nun als Sex-Workerin arbeitet, als Kellnerin, als Kieferchirurgin oder einen Getränkefachmarkt eröffnet. Und dass der Beruf des Pornodarstellers alles andere als unehrenhaft ist und sie allen, die etwas anderes behaupten, wenigstens gedanklich in die verknöcherten Ärsche treten soll.

Was mich an diesem Clip aber tatsächlich schockiert hat, ist die Kommentarspalte darunter. „I took 6 million dicks on camera. Why won’t people respect me more?“, fragt ein Typ, zu deutsch: „Ich habe sechs Millionen Schwänze vor der Kamera gelutscht, warum respektieren die Leute mich nicht?“ Ein anderer stellt fest: „Wenn du wie eine Krankenschwester behandelt werden möchtest, hättest du eine werden sollen.“

Jedem dieser Kommentatoren möchte ich auf die Füße kotzen. Weil sie dumm, respektlos und sexistisch sind. Da mir das nicht möglich ist, sage ich stattdessen nur dies: Niemand hat das Recht, einen anderen Menschen zu diskriminieren und schlecht zu behandeln. Wir sollten den Frauen dankbar sein, die sich ficken lassen, damit wir etwas zu glotzen haben, sollten sie hofieren und toll finden. Sex-Worker sind genauso respektabel wie Bankkaufleute, Graphik Designer und Bankangestellte, vielleicht sogar noch etwas mehr. Wer das nicht einsieht, dem wünsche ich Warzen an den Arsch und Pickel ins Gesicht. Mindestens.

Hier findet ihr die Facebook-Seite des Projektes Real Women Real Stories.