Buchvorstellung: „Bekenntnisse einer Nymphomanin“ von Kerstin Scholz

„Kerstin Scholz ist Nymphomanin. Sie ist Mitte 40 und lebt ihre Leidenschaft. Mit flüchtigen Bekannten, heißen Affären, mit reinen Sex-Dates.“

Die ersten Worte, die mir von der Rückseite des Buches entgegen flirren, machen mich neugierig. Ein Buch also über Hypersexualität, über die Sucht nach Sex, die bei betroffenen Frauen auch Nymphomanie genannt wird. „Unersättliches Luder“ oder „Die Frau ist eine geile Nymphomanin!“ – wer hat solche Sprüche noch nicht gehört? Dass sich hinter den „geilen Ludern“ aber häufig Frauen verbergen, deren Leben von ihrer krankhaften Gier nach Sex negativ beeinflusst werden, das sehen viele nicht.

Ich beginne also neugierig mit meiner Lektüre. Die Autorin Kerstin Scholz gibt sich gleich auf den ersten Seiten ihrer Autobiographie super sympathisch, verrät dem Leser, wie wichtig es ihr sei, endlich ihre Geschichte erzählen zu dürfen und warum sie den Leser lieber duze als sieze. Toll, das kann nur gut werden.

Auch die nächsten Seiten fesseln mich. Wenn Kerstin Scholz von ihrem lieblosen Elternhaus erzählt, in dem sie ohne Zärtlichkeit, dafür mit Desinteresse und unzähligen Regeln und Verboten aufwuchs, wenn sie von dem Schmerz berichtet, nachdem ihre erste große Liebe an Krebs starb, dann fühle ich, wie sich Gänsehaut auf meinen Armen breit macht.

Sie erinnert sich daran, wie in ihr langsam die Lust auf Sex wuchs, dass ihr erstes Blind Date ein reines Fick Date und gleichzeitig ein wunderbares Erlebnis war und wie sie durch Partynächte in die Sex-Sucht abrutscht. Es folgen viele Schilderungen ihrer erotischen Eskapaden, die zum Teil dafür gesorgt haben, dass ich einfach eine Hand in meine Hose gleiten lassen musste, während ich begierig weiterlas.

Doch Kerstin Scholz kann auch anders und ganz deutlich über Dinge schreiben, über die andere Frauen lieber schweigen würden. So spricht sie zum Beispiel über Sex während der Menstruation, über Analfissuren und schlechte Ficker. Mutig und amüsant, wenn ihr mich fragt. Und: Sie sagt klar, dass sie noch nicht bereit ist, sich auf einen einzigen Mann einzulassen. Dass sie weiter suchen und noch mehr geilen Sex haben möchte, auch wenn andere sie deshalb als egoistisch und unreif abstempeln. Zwischendurch lässt die Autorin durchblicken, dass sie trotz ihrer toughen Attitüde ein extrem verletzlicher, unsicherer Mensch ist, der sich insgeheim nach Wärme sehnt, diese aber nicht zulassen kann. Eine Offenheit, die mir sehr imponiert hat.

Halten wir also fest: Wer Lust auf hoch erotische Geschichten und die anrührende Lebensbeichte einer außergewöhnlichen Frau hat, sollte sich dieses Buch unbedingt zulegen. Wer hingegen mehr über das Thema Nymphomanie erfahren möchte, über Auslöser und Ursachen, über Symptome und Auswege, der ist mit „Warum nur einen lieben, wenn ich alle haben kann? Bekenntnisse einer Nymphomanin“ absolut nicht gut beraten. Der Begriff Hypersexualität wird zwar hin und wieder gestreift, doch stehen die sexy Lese-Storys eindeutig im Vordergrund. Das finde ich an sich okay, doch wenn wir ehrlich sind, wirbt das Buch mit der Aufklärung zu einem Thema, ohne tatsächlich darüber aufzuklären. Aber lassen wir Fünfe gerade sein.

Trotz allem hat mich das Buch von Kerstin Scholz begeistert. Und meine erotischen Phantasien hat es sowieso beflügelt!

Kerstin Scholz: „Warum nur einen lieben, wenn ich alle haben kann? Bekenntnisse einer Nymphomanin“
riva Verlag
240 Seiten (gebundene Ausgabe)
ISBN-10: 3868835296
ISBN-13: 978-3868835298
Preis: 16,99 Euro

Hier könnt ihr euch das Buch bestellen.

Großes Foto oben: Bei dem Model handelt es sich NICHT um die Autorin des Buches.