„Mundgeblasen. Die nackte Wahrheit über echten Sex“ – Kommt langsam, aber dann …

Es gibt Bücher, in die verliebt man sich einfach sofort. Und es gibt Schmöker, die brauchen ein wenig, um zu wirken. Das Buch „Mundgeblasen“ von Autorin Steffi von Wolff ist so ein Zwischending. Auf der einen Seite unglaublich interessant aufgrund vieler Einblicke in die Welt des Sex, auf der anderen Seite zum Kopfschütteln, weil die Autorin leider häufig erfolglos versucht, sexy Themen mit Comedy zu vermischen.

Genau das war leider der Teil, den es für mich auszuhalten galt. Die ersten beiden Kapitel sind grausig, wenn ihr mich fragt! Warum? Weil Steffi von Wolff spannende Themen wie das Vorspiel beim Sex völlig ins Lächerliche zieht und vorschlägt, man könne doch eine Runde Memory spielen, bis die Frau geil genug sei. Gute Frau von Wolff, schon mal davon gehört, dass es beim Vorspiel darum geht, die Frau durch Lecken, Fingern und andere versaut-schöne Berührungen geil und feucht zu machen, damit der Schwanz eines Mannes beim anschließenden Fick hart zustoßen kann, ohne dass es für beide unangenehm ist.

Auch das zweite Kapitel über den ersten Sex im Leben fand ich schwierig. Zwar musste ich hier das ein oder andere Mal schmunzeln, doch wirkten die Geschichten der Befragten über ihr erstes Mal zum Teil so übertrieben Slapstick-artig, dass ich nicht glauben kann, dass das alles so passiert sein soll. Da ist zum Beispiel die Rede vom aufgegeilten Teenie-Paar, das es auf dem Hochsitz im Wald treiben will, wobei jedoch sie sich zunächst mit dem Ärschlein auf zwei Wespen setzt und schließlich die Leiter des Hochsitzes umfällt, so dass beide bis zum nächsten Tag im eiskalten Wald festsitzen, bevor sie sich wieder herunter trauen. Naja. Oder die Geschichte des Mädchens, das sich über die zarten Hals-Knabbereien ihres Freundes freut, dann aber feststellen muss, dass es sich dabei nicht um den Liebsten, sondern eine fette Ratte handelt.

Auch, dass ein erwachsener Mann in der Rückschau erzählt, seine erste Freundin habe beim Premieren-Fick mehr als 13 Orgasmen erlebt, halte ich für nicht glaubwürdig. Schade, denn das Buch trägt immerhin den Untertitel „Die nackte Wahrheit über echten Sex.“

 

Obwohl ich spätestens nach diesem Kapitel das Buch am liebsten in die Ecke gefeuert hätte, hielt ich durch. Und wurde belohnt. Denn nun folgte der Part, in dem die Autorin über die deutsche Porno-Industrie berichtet. Und dieser Teil ist tatsächlich spannend und zum Teil wirklich witzig geschrieben.

Toll fand ich auch das Interview mit Porno-Teeny-Girl Lena Nitro, die verriet, wie ihre Karriere angefangen hat und warum sie sich selbst keine Pornos anschaut.

Insgesamt ist „Mundgeblasen“ ein gutes, informatives und ab und an lustiges Buch, das zwar mit Startschwierigkeiten zu kämpfen hat, dann aber ordentlich in Fahrt kommt. Schön!

„Mundgeblasen. Die nackte Wahrheit über echten Sex“ von Steffi von Wolff
238 Seiten
Preis: 8,99 Euro (broschiert)
Verlag: FISCHER Taschenbuch
ISBN: 978-3-596-19133-8

Hier könnt ihr das Buch bestellen.