Ich liebe euch alle oder: Was bedeutet Polyamorie?

Von Katinka Sommerlatte

Marla, eine meiner besten Freundinnen, lebt seit einiger Zeit in München. Als ich sie kürzlich besuchte, fragte ich sie natürlich, wie es um ihr Liebesleben bestellt sei und ob es einen neuen Mann in ihrem Leben gebe. „Ich kann mich nicht beklagen“, grinste Marla und fügte hinzu: „Ich habe sogar mehrere Männer!“ Soso, meine kleine, süße Marla hat also heiße Affären mit verschiedenen Typen? „Nö“, sagte Marla. „Ich habe drei feste Freunde, die ich sehr liebe. Wir leben in einer polyamourösen Beziehung.“

Hä? Polyamou-was?

Polyamorie (engl.: Polyamory) meint eine Beziehungsform, in der die Liebe zu mehreren Personen erlaubt und gewünscht ist. Anhänger dieses Liebesmodells, die so genannten Polys, zeigen ihre Zuneigung zu ihren diversen Partnern ganz offen – verheimlicht wird hier nichts.

Klingt ein wenig nach der freien Liebe, der die Hippies in den Sechzigern fröhnten, denke ich mir. Doch gibt es einen grundlegenden Unterschied zwischen Polys und Hippies: Während es bei den langhaarigen Woodstock-Freigeistern in erster Linie um freien Sex ging, geht es bei polyamourösen – oder polyamoren – Beziehungen vor allem um Liebe. Darum, Vertrauen zueinander und eine tiefe emotionale Bindung aufzubauen.

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„Viele denken, Polys seien Swinger oder einfach beziehungsgestörte Menschen, die nicht treu sein können“, erklärt mir Marla. Dem sei jedoch nicht so. Denn sie sei ihren drei Freunden treu und die ihr. Partnertausch könne sie sich ebenfalls nicht vorstellen, dazu seien ihr die Verbindungen zu „ihren“ Männern zu kostbar.

Ihr ahnt es schon – für eine polyamouröse Beziehung muss man gemacht sein. Denn Eifersucht ist hier fehl am Platz. Polys lieben so wie wir anderen, die wir auf monogame Partnerschaften stehen, auch, doch glauben sie nicht, dass Liebe ein exklusives Gut ist, das nur von zwei Menschen geteilt werden kann. Ganz wichtig ist dabei Akzeptanz und Toleranz – und Offenheit. „Wir reden oft miteinander über unsere Bedürfnisse, Grenzen und auch Verlustängste“, erzählt Marla. „Sven zum Beispiel möchte nicht wissen, was ich mit den anderen beiden im Bett treibe. Trotzdem liebt er unsere Abende zu viert und versteht sich gut mit meinen beiden anderen Schätzchen.“ Sie lacht. „Wichtig ist, dass jeder über die anderen Partner Bescheid weiß. Dass alles offen besprochen wird. Und ganz besonders, dass alle Partner mit der polyamourösen Beziehung einverstanden sind.“

Klingt logisch. Ob eine polyamouröse Liebe etwas für mich wäre? Ich glaube nicht. Denn wenn ich in einen Mann verliebt bin, will ich ihn ganz für mich allein – sein Herz, seinen Körper, seinen Schwanz!

Wie seht ihr das?

Im Netz habe ich ein interessantes Forum zum Thema gefunden, in dem ihr euch informieren und mit Gleichgesinnten austauschen könnt. Hier geht’s lang!