„Make Rape Legal“? Ach Jungs, das ist doch nicht euer Ernst!

„Nein“, sagst du. Laut, deutlich. Du versuchst, den Typen, den du zwei Stunden zuvor in einer Bar kennengelernt hast, von dir wegzudrücken, aber er schnaubt nur und macht weiter. Als er in dich eindringt, tut es weh, vor Wut, Schmerz und Scham ist dir schlecht, du wünschst dir, ohnmächtig zu werden, doch dein Körper denkt gar nicht daran, dir diesen Wunsch zu erfüllen. Eine Vergewaltigung ist schließlich kein Zuckerschlecken.

Während ich diese (fiktive) Szene aufschreibe, schüttelt es mich. Was für eine Art von Mensch missbraucht seine Macht über Schwächere, fügt ihnen Verletzungen an Körper und Seele zu, nur um sein bisschen Sperma in und über diesen ihm an Kraft unterlegenem Körper zu pumpen?

Der Blogger Roosh V, im echten Leben Daryush Valizadeh, würde an dieser Stelle vielleicht insistieren und sagen, dass die Frage nach der Schuld der Täter der falsche Ansatz ist. Weil die vermeintlichen Vergewaltiger die armen Schweine seien, nicht die selbst proklamierten Opfer. Die seien selbst Schuld an der Vergewaltigungsmisere, so der selbst ernannte Frauenhasser – würden sich die Schlampen nicht ständig volllaufen lassen und endlich anfangen, auf sich, ihre Körper, ihr Leben achtzugeben, wären Vergewaltigungen bald schon kein Thema mehr.

Auf seinem Blog (den wir absichtlich NICHT verlinken) schreibt Roosh V:

„I saw women who voluntarily numbed themselves with alcohol and other drugs in social settings before letting the direction of the night’s wind determine who they would follow into a private room. I saw women who, once feeling awkward, sad, or guilty for a sexual encounter they didn’t fully remember, call upon an authority figure to resolve the problem by locking up her previous night’s lover in prison or ejecting him from school.“

Was der gute Roosh V damit sagen will: Solange die Fotzen besoffen sind, stehen sie auf das, was hinter verschlossenen Türen mit ihnen geschieht. Doch kommt am nächsten Morgen die Reue angeschissen, das schlechte Gewissen und die Angst, der Stecher der letzten Nacht könnte ausplaudern, was für Schlampen sie seien, wird zurück geschossen. Da werden unschuldige Männer der Vergewaltigung bezichtigt, werden gutherzige Boys in Knäste abgeschoben und von den Schulen suspendiert, und das nur, weil sie eine volltrunkene Lady durchgeknattert haben.

Das hat Roosh V so natürlich nicht gesagt – ich bezweifle, dass er das Wort „Lady“ je in den Mund nehmen würde. Seine Lösung für das Problem: Make rape legal if done on private property – legalisiert Vergewaltigung, wenn sie auf privatem Grund und Boden vollzogen wird.

Warum sagt der Mann das? Der „private Property“-Teil rührt daher, dass ein Großteil der Vergewaltigungsfälle laut Roosh V nicht in der Öffentlichkeit stattfindet, sondern im geschützten Umfeld der privaten vier Wände. Hier setzt der Blogger an. Die Frage „Vergewaltige ich dich bei dir oder bei mir?“ sollte uns dabei jedoch nicht schrecken, nein, der erzwungene Sex auf privatem Grund und Boden soll helfen, aus der Welt einen besseren Ort zu machen.

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Selbst toughe Ladys können über Roosh V und seine frauenfeindlichen Sprüche nur die Köpfe schütteln. Was für ein Schwachsinn!

Wie bitte? In seinem bereits 2015 erschienen Online-Propaganda-Pamphlet erklärt Roosh V, warum wir alle so viel besser dran wären, wären Vergewaltigungen endlich legal. Lasst mich eine der Schlüsselstellen aus seiner Pro-Vergewaltigungsrede übersetzen:

„Legalisieren wir Vergewaltigungen auf Privatbesitz, werden Mädchen lernen, ihren Körper so zu schützen, wie sie es sonst mit ihrem Portemonnaie und ihrem Smartphone tun. Sind Vergewaltigungen erst legal, werden Mädchen es unterlassen, sich so vollzuballern, dass sie nicht mehr Herr ihrer Sinne sind und es so zulassen, sich von einem Fremden in ein Schlafzimmer zerren zu lassen – vorher werden sie schreien, um sich treten und so von den Umstehenden bemerkt werden. Konsens entsteht in dem Moment, indem die Frau durch die Tür geht, denn sie weiß, dass der Mann nun – ganz legal – alles mit ihr treiben kann, wonach ihm der Sinn steht. Unschöne Begegnungen wird es dabei ganz sicher geben, doch sollten diese als Lern-Erfahrungen für die dumme Trine betrachtet werden. Erfahrungen, die ihr in der Zukunft helfen werden, die bösen Männer von den guten zu unterscheiden, die sie wie das zarte Pflänzlein behandeln, das sie zu sein glaubt.“

Es widerstrebt mir in höchstem Maße, eine solche Anhäufung geistiger Kacke in diesem schönen E-Mag zu veröffentlichen. Doch möchte ich euch aufklären. Roosh V möchte uns ja nur helfen. Vergewaltigung als Mittel gegen Vergewaltigung. Das mag auf den ersten Blick bizarr wirken, aber der leidenschaftliche Misogynist und „Neo-Maskulinist“ Daryush Valizadeh ist von seinem Konzept überzeugt. Und nicht nur er. Weltweit haben sich Gruppen zusammengefunden, die das „Make rape legal“ Konzept unterstützen. Gruppen wie „Return of the kings“, Pick-Up-Artists (Typen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Frauen mit dämlichen Psycho-Spielchen in die Betten zu locken, weil sie es auf anderem Wege nicht schaffen) und Anti-Feministen aller Couleur finden das Prinzip von der läuternden Wirkung durch Vergewaltigung supi. Und haben sich daher vorgenommen, sich zu vereinigen – in 43 Ländern weltweit.

So waren für Samstag, den 6. Februar, um 20 Uhr deutschlandweite „Make rape legal“-Meetings in vielen deutschen Großstädten geplant, die Medien warnten Frauen davor, sich zu dieser Uhrzeit an den Treffpunkten der Vergewaltigungs-Aktivisten aufzuhalten.

Was weder Roosh V noch seine Anhänger kommen sahen: Feministinnen und Frauengruppen weltweit wollten sich das Pro-Vergewaltigungs-Spektakel selbstverständlich nicht bieten lassen und kündigten Protest, Gegenveranstaltungen und den Frauengegnern Haue an, woraufhin Roosh V die Treffen wieder absagte.

Der Blogger musste inzwischen übrigens sein Zuhause verlassen, da er Todesdrohungen erhalten hatte.

Und sein Wunsch nach legalen Vergewaltigungen? Sei alles Satire gewesen, äußerte er sich nun auf Twitter über ein Jahr, nachdem sein Artikel darüber online gegangen war. Ich würde sagen: Da hat jemand aber ordentlich Schiss bekommen und rudert nun kräftig zurück. Zu spät, Roosh V.