Objektophilie oder: Ich liebe meinen Dildo!

Wir alle kennen das Gefühl, total auf einen Gegenstand abzufahren. Das kann das neue Auto sein, die liebevoll verzierte Kutte, die man zu jedem Spiel des Lieblingsfußballvereins trägt, der sündhaft teure Lippenstift oder der Minirock, den frau so lange im Schaufenster bewundert und nun doch endlich gekauft hat. Ein richtig geiles Teil eben, das man wenigstens in der ersten Zeit am liebsten ununterbrochen anstarren und bewundern möchte.

So weit, so normal.

Doch es gibt Menschen, bei denen sich die Bewunderung für einen Gegenstand weiterentwickelt und – so bizarr es klingt – in tiefe Gefühle bis hin zu Liebe und sexuellem Begehren weiter entwickeln kann. Oder anders gesagt: Es gibt Menschen, die sich nicht zu anderen Menschen hingezogen fühlen, sondern zu leblosen Objekten – von Gebäuden, über Motor- oder Fahrräder bis hin zur Orgel in der Kirche. Eine solche Art der Liebe nennt die Psychologie Objektophilie oder Ojektsexualismus.

Dabei geht es objektophilen Männern und Frauen häufig nicht in erster Linie um den sexuellen Aspekt der gewöhnungsbedürftigen Verbindung. Für sie hat das Objekt ihrer wortwörtlichen Begierde eine Art Charakter, ein individuelles Inneres, zu dem sie eine intime Beziehung aufbauen. Dabei ist es von Person zu Person unterschiedlich, was genau sie an ihrem „Partner“ reizt – das kann die Form des Gegenstands sein, die Beschaffenheit des Materials, der Geruch, aber auch Töne, die das Objekt erzeugt.

Ein besonders spannender Fall von Objektophilie ist der der Schwedin Eija-Riitta Eklöf, die sich in den 1970er Jahren in die Berliner Mauer verliebte, diese 1978 heiratete und seit der „Hochzeit“ den Doppelnamen Eklöf-Berliner Mauer trägt. Für Eija-Riitta Eklöf-Berliner Mauer, die das historische Bauwerk als die „beste und sexieste Mauer, die je existierte“ beschrieben hat, war der Fall ihres angetrauten Objektes am 9. November 1989 übrigens ein Grund zu unbändiger Trauer. Wer nun neugierig geworden ist, sollte sich mal auf den Websites der Lady, zum Beispiel auf www.berlinermauer.se oder www.berlin-wall.org, umschauen. Spannende Einblicke in eine garantiert nicht alltägliche Welt.

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Diese junge Dame scheint ein inniges Verhältnis zu ihrem Duschschlauch zu pflegen. Aber objektophil ist das noch lange nicht.

Ihr seht – Objektsexualität kann zwar sexuelle Aspekte aufweisen, geht aber in den meisten Fällen weit darüber hinaus und ist deshalb kein Fetisch im herkömmlichen Sinne.

Objektophile Menschen betonen häufig, dass sie es genießen, dass ihr „Partner“ nur ihnen gehöre, dass es sie beruhige, zu wissen, dass er immer da sei. Viele bedenken „ihr“ Objekt mit ausgesprochen viel Zärtlichkeit, streicheln es, schreiben ihm Liebesbriefe und Gedichte. Dabei muss eine objektophile Beziehung nicht unbedingt monogam sein. Doch das entscheidet ganz allein der atmende Partner.

Solltet ihr jetzt denken, dass ich euch mit diesem Artikel in die Irre führen möchte, so lasst euch gesagt sein: Das habe ich keinesfalls vor. Für objektophile Männer und Frauen ist die Beziehung zu ihrem Gegenstand ernst und innig, und ich finde, das sollten wir respektieren. Auch, wenn es uns seltsam vorkommen mag.

Wer sich weiter über dieses Thema informieren möchte, dem empfehle ich einen Besuch der Seite www.objektophilia.de. Sehr informativ und spannend.